Auf den Spuren Karel Gotts
Nur eine knappe Flugstunde von Frankfurt entfernt gehört Prag zu den nahen Reisezielen, war aber trotzdem bis vor einigen Jahren für die meisten weit entfernt - so war das eben mit dem Ostblock. Östlich klingen heute im großen und ganzen nur noch die Namen - die sind allerdings recht schwierig, es dauert eine Weile, bis man gelernt hat, daß der Vaklavské námjesti der Wenzelsplatz ist und die Karlúv most natürlich die Karlsbrücke. Die erste Fahrt mit der Straßenbahn ist dann schon abenteuerlich, denn die Stationen werden zwar angesagt, aber alles klingt genau gleich. Nach einigen Tagen hat man auch heraus, daß die Schaffner einen gern damit verwirren, die darauffolgende Station auch immer gleich mit anzusagen. Man hilft sich einfach damit, daß man an einem sehr groß aussehenden Platz einfach aussteigt und das ganze auf sich zukommen läßt.

Wahrscheinlich fährt jeder Tourist - wie wir auch - erstmal zum Wenzelsplatz, der zwar imposant ist, aber bei weitem nicht das Schönste von Prag. Hier kann man eigentlich nur einkaufen wie auf der Mönckebergstraße in Hamburg, weiß aber nicht, ob „Itzkotzni“ nun die Jacke ist und „Volklavski“ die Hose oder umgekehrt? Sehr sehenswert ist dagegen die Altstadt - alles ist wirklich alt und unheimlich hübsch und man verknipst einen Film nach dem anderen. Prag ist zum Glück im Krieg sehr geschont worden, da es ein bevorzugter Regierungssitz werden sollte. Daher ist alles sehr gut erhalten und wirklich sehenswert. Die Altstadt ist allerdings völlig in touristischer Hand - Prager sieht man kaum, denn bei einem Monatsgehalt von durchschnittlich 500 DM können sich die Einheimischen die Innenstadt mit den Besucherpreisen einfach nicht mehr leisten. Viele Etablissements helfen sich mittlerweile mit einer „doppelten Speisekarte“ - bei einwandfreiem tschechischen Akzent gelten komplett andere Preise....

Spätestens, wenn man die Karlsbrücke erreicht hat, glaubt man, doch eine Reise ins Disneyland gebucht zu haben - sie sieht sooo schön aus, besonders nachts, wenn auch noch alles drumherum leicht kitschig romantisch beleuchtet ist. Nett! Tagsüber ist sie ein Nepper-Schlepper-Flohmarkt, aber das gehört wohl dazu. Am anderen Ufer der Moldau befindet sich dann die große Burg mit der anderen Altstadt, der sogenannten „Kleinseite“ mit ihren Pubs und niedlichen kleinen Restaurants und wiederum ganz tollen alten Gebäuden. Auf dem jenseitigen Moldauufer befinden sich auch wunderschöne, große Parks in denen man sich mal erholen und mit frischen Fuß-Pflastern versorgen kann...

Spätnachmittags oder abends sollte man unbedingt eines der zahlreichen klassischen Kirchenkonzerte mitnehmen - das gehört einfach zu Prag dazu. Am besten, man sucht sich eines mit Musik von tschechischen Komponisten wie Dvorak oder Smetana und möglichst in einer besonders ansehnlichen Kirche - und nehme sich einen dicken Pullover mit, denn die Kirchen sind gruftig kalt, selbst wenn draußen die dicke 30°C-Luft herrscht. Ansonsten kann man überall - besonders direkt an der Moldau nette kleine Restaurants besuchen, die für uns trotz der Preisangleichung immer noch recht erschwinglich sind. Und abends muß man einfach „versacken“, denn Prags zahlreiche Kellergewölbe laden zu dem selbst für eingefleischte Bier-Hasser geeigneten Gebräu ein. Die Keller sind durch eine große Flut entstanden, bei der Prags Gebäude abgesackt und die Erdgeschosse zu Kellern geworden sind - bei so einer Geschichte versacken wir doch alle gern - oder?