Im Osten nichts Neues?
Warum in die Ferne schweifen? Warum wühlmäusige Basare besuchen, sich wachsam an seine Handtasche klammernd? Man kann alle Exotik und Fremdartigkeit, alle Stolpersteine und Hürden einer fernen Reise doch aus nächster Nähe erleben, wenn man einfach mal nach Ost-Berlin fährt...

Noch 5 Tage Resturlaub – was tun damit? Geplant war eigentlich eine Städtereise nach Wien. Wir drei – meine ganz alten Freundinnen Kerstin, Peddi und ich – gaben jedoch unserer altbekannten Trägheit und einer temporären Unfestigkeit unserer finanziellen Lage nach. Kurz, wir waren zu faul, für fünf Urlaubstage den beschwerlichen Weg zum Wiener Stadtbummel auf uns zu nehmen. Berlin war ja so schön nah und außerdem gab’s dort im Osten ein tolles, günstiges Frauenhotel. Wir Mädels waren an der Männerfront bereits versorgt und auf Eines ganz bestimmt nicht aus: Nächtens an der Hotelbar mit leidgeprüften Außendienstlern zünftige Herrenwitze auszutauschen!

Das Frauenhotel war wie erwartet nett und sauber eingerichtet, das Personal jedoch typisch „hier-sind-die-Schlüssel-und-jetzt-lasst-mich-meinen-progressiven-Roman-zu-Ende-lesen“-mäßig drauf. Da fühlten wir uns doch gleich zu Hause und hatten das Gefühl, ein mit mehreren Tausendern gefülltes Portemonnaie liegen lassen zu können, ohne dass es jemanden sonderlich interessiert hätte. Wie es in Frauenhotels nun mal Usus ist, war der Eingang außer mit einer Hausnummer auf der dilettantisch schwarz getünchten Tür mit keinem weiteren Hinweis gekennzeichnet, um welche Art von Etablissement es sich hier nun handelt. Kaum eingetreten, umgab uns aber eine wahre Flut lebensgroßer Frauenfotomotive. Selbstredend war keine davon von entfernter Ähnlichkeit zu den Hochglanzladies, die uns ständig aus Magazinen entgegenblicken. Das faszinierendste Foto – da waren wir 3 uns einig – war eine zerknautschte Ostberlinerin, die als Kopfputz einen zerschnittenen Fußball trug... Warum sie das tat, vermochten wir in nur 5 Nächten Aufenthalt nicht zu klären...

Der Text befindet sich derzeit bei der Ausschreibung des Bettina-von-Arnim-Preises und kann hier leider nicht ganz gezeigt werden. Ab August oder September wird er wieder frei verügbar sein.

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